Oberursel (ow). Die Verfolgung von Christen jüdischer Herkunft und das Schicksal jüdischer Partner in „Mischehen“ rücken erst seit jüngster Zeit stärker in den Blick. Für Oberursel konnten bislang anhand der Kirchenbücher mehr als 15 Familien jüdischer Herkunft belegt werden, die Anfang des 20. Jahrhunderts der evangelischen Christusgemeinde angehörten. Die Religion bot ihnen vor den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten keinen Schutz. Sie wurden ebenso wie die Mitglieder der jüdischen Gemeinden nach dein „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus öffentlichen Ämtern entlassen, waren von den Nürnberger Rassegesetzen und den Eheverboten betroffen, wurden deportiert und ermordet. Bislang sind 17 Christen jüdischer Herkunft bzw. jüdische Partner in „Mischehen“ bekannt, die in Oberursel geboren wurden oder dort einige Zeit gelebt haben und Opfer des NS-Regimes wurden, darunter auch einige „Halbjuden“.
Die Christusgemeinde lädt anlässlich des Gedenktages zur Befreiung von Auschwitz am 27. Januar gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Initiative Opferdenkmal Oberursel zu einem Gedenkgottesdienst am Samstag, 30. Januar, um 18 Uhr in der Christuskirche, Oberhöchstadter Straße, ein, in dem der Opfer des NS-Terrors gedacht und insbesondere an die früheren Mitglieder der Christuskirchengemeinde erinnert werden soll.
Dieser Artikel erschien am 28. Januar 2010 in der Oberurseler Woche auf Seite 14.
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Frankfurter Rundschau vom 26.01.2010, Seiten R20 und R21,
mit freundlicher Genehmigung von Angelika Rieber (Artikel, Foto) und Monika Müller (Foto) - „Auf einmal waren wir Juden“ (PDF)
Oberurseler Woche vom 28.01.2010, Seite 14