„Sich fügen heißt lügen! – Texte und Lieder von Erich Mühsam“
Der Schauspieler Eckard Rühl und der Pianist Helgo Hahn spielten in der Rotunde des Gymnasiums Oberursel für den Weiterbau des Denkmals zur Erinnerung an die Oberurseler Opfer der Verfolgung durch den Nationalsozialismus.
Erich Mühsam gehört zu den „Verbrannten Dichtern“. Nicht nur seine Literatur wurde im Zuge der Bücherverbrennung am 10.Mai 1933 von den Nazis vernichtet, auch er selbst wurde ein frühes Opfer des Naziregimes. Bereits am 10.Juli 1934 wurde er von der SS im KZ Oranienburg ermordet.
Leider sind sein Name und seine Dichtung, wie bei vielen der „Verbrannten Dichter“, auch nach dem Krieg kaum wieder in unser gesellschaftliches Gedächtnis zurückgekehrt. Mühsams schriftstellerische Neigung fiel bereits in seiner frühen Jugend auf, als er im Alter von elf Jahren begann, Tierfabeln zu verfassen. Dieses erste literarische Engagement verdichtete sich, als der 15-jährige Mühsam für die Auftritte der Clowns des örtlichen Zirkus erste satirische Beiträge beisteuerte. Seit 1909 lebte er in München-Schwabing. Als Zentralfigur der Schwabinger Bohème war er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Fanny zu Reventlow und vielen anderen. Erich Mühsam war führend beteiligt an Münchner Räterepublik, verbrachte danach mehrere Jahre in Festungshaft. Nach dem Reichstagsbrand wurde Erich Mühsam verhaftet und in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 von der bayerischen SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.
Die Auswahl der Texte und Lieder bot einen gelungenen Überblick über das vielseitige Werk des Poeten Mühsam, ohne den politischen Menschen auszuklammern. Es gab vergnügliche Momente und Momente, die einem das Lachen vergehen ließen. Eckhard Rühl verstand es den unterschiedlichen Facetten von zart bis zynisch kongenialen Ausdruck zu verleihen. Unterstützt wurde er dabei von Helgo Hahn, der außer dem Flügel auch die Tuba einfühlsam zum Einsatz brachte und auch gesanglich eine wunderbare Ergänzung abgab.
Obwohl die Besucherzahlen etwas zu wünschen übrig ließen, war es ein insgesamt sehr gelungener Literaturabend, der hoffentlich bald vor größerem Publikum eine Wiederholung findet.